Irgendwo im Nirgendwo

Dienstag, 30. Oktober 2012  

Heute zog sich der Himmel nach anfänglichem schönen Sonnenschein ziemlich zu. Das könnte dann eine schöne Tour über die Insel sein. Der Westen der Insel hatte es mir angetan.

Ein paar Eckpunkte hatte ich mir gesetzt, aber eigentlich bin ich aufs Geradewohl losgefahren.

Das erste Ziel war Sa Caleta. Am Flughafen vorbei – der übrigens nur ca. fünf km entfernt ist, ich aber dennoch noch nie einen Flieger gehört habe – fuhr ich durch schöne Landschaft. Auffallend dabei ist, dass ich fast alleine auf der Straße bin. Es ist eben Herbst auf Ibiza, kaum Gäste hier und deshalb gibt es auch herrliche Einsamkeit.

Auf der Küstenstraße entlang gab es immer wieder herrliche Ausblicke. Unter anderem auch auf das Cap de Falcó, von dem ich zwei Tage vorher den Sunset genossen habe.

 Blick auf Cap de Falcó

Sa Caleta ist ein unaufgeregtes Dörflein, aber eine Schotterpiste geht zu einem Strand mit atemberaubenden Felsen rundum. Dort war auch tüchtig die Hölle los. Weniger am Strand aber im Restaurant oberhalb des Strandes. Eine der wenigen Gaststätten, die auch jetzt im Oktober noch geöffnet haben. Meistens liegen die Strandbars sehr einsam und verlassen in der Herbstsonne.

Strand von Sa Caleta

Strand von Sa Caleta   Strand von Sa Caleta

Ich fuhr weiter Richtung Landesinnere. In Sant Josep dann der Blick auf den höchsten Berg der Insel – den Sa Talaia mit 475 m Höhe. Aber es gab auch einen schönen Blick auf die Felsen bei Sant Antoni de Portmany, einer Hafenstadt im Westen der Insel.

Irgendwann danach fuhr ich einfach ab in Richtung Westen – und ließ mich treiben. Fuhr und fuhr und fuhr. Irgendwann werde ich wohl am Strand ankommen und sicher in einer Sackgasse landen, dann wollte ich weiter sehen. Dann plötzlich Ende, Meer, Felsen, Strand. Boah! Wo bin ich hier eigentlich? Auf Nachfrage: Cala Comta. Das war doch eine Stelle, die mir der Autovermieter wärmstens empfohlen hatte. Nun wusste ich auch, warum.

Vor mir das Meer mit hingetupften Felseninseln, ein wunderbarer Strand, der immer wieder von zerklüfteten Felsen unterbrochen wurde, in der Nähe eine offensichtliche Nobel-Ferienanlage und mehrere –  mittlerweile stillgelegte – Strandbars, wo sicher im Sommer der Bär steppt.

Es war einfach wunderschön und ich genoss diese Atmosphäre mit einem kleinen Picknick.

 Sa Comte

Sa Comte

Sa Comte

Strandbar in Sa Comte

Sa Comte

Auf der Karte und diesem Bild eben sah ich, dass in der Nähe wieder so ein Wehrturm war. Richtung Cala Bassa, das dürfte doch zu finden sein.

Alles kein Problem, Cala Bassa war gut ausgeschildert, danach verließ ich mich wieder auf meine Intuition. Plötzlich ein Schild, dass auf den Turm verwies. Aber: damit auch wieder Schotterpisten – und was für welche!

Wege im Nirgendwo

Eigentlich waren es keine Wege, sondern nur Flächen. Außerdem waren diese Flächen alles andere als Fahrzeug-like. Ich vertraute einfach auf meinen kleinen Panda, auf meine Fahrkünste und mein Orientierungsvermögen. Die Strecke forderte das alles ganz schön heraus. Und: würde ich eigentlich den Rückweg wieder finden?

Diese Fahrt entschädigte mich am Ende mit einer atemberaubenden Landschaft. Felsen, zerklüftete Küste, diese rauschenden Wellen des Meeres, der Turm und die Natur. Es war einfach wundervoll und ich genoss diese Augenblicke.

Wehrturm

Wehrturm

Küste

Küste

Küste

 Noch immer die Frage: findest Du wieder zurück? Ich hatte schon die dollsten Überlegungen… Für alle Fälle hatte ich mein Handy. Was aber tun, wenn ich keine Nummer der eventuellen Ansprechpartner vor Ort dabei habe?

Aber das alles löste sich in Wohlgefallen auf. Soooo viele Möglichkeiten des Verfahrens gab es dann doch wieder nicht und an manchen Verzweigungen erinnerte ich mich…

Natur pur

Bei Cala Bassa wieder diese bekannte Küste und ein Strand, der im Sommer sicher sehr voll ist.

Ich fuhr noch nach Port d´es Torrent. Der „Port“ war eher ein kleiner Strand mit der Möglichkeit des Anlegens für klitzekleine Böötchen. Wie soll da wohl die große Fähre ankommen, die ich kurz vorher gesehen hatte? Aber das war ein Trugschluss. Die Fähre fuhr sicher nach Sant Antoni de Portmany, eine Stadt, die noch ca. 10 km weiter war.

Küste

Sa Bassa

Es waren nur knapp über 20 km Rückfahrt. Die Weiten täuschen. Da man hier auf Ibiza nur selten 80 fahren darf – meist ist auf 40 bis 60 begrenzt – braucht man immer etwas länger als wir das zu Hause gewohnt sind. Und damit hat man das Gefühl, es ist auch eine längere Strecke.

Karte
Sa Caleta war die erste Bucht links neben dem Flughafen, dann die grüne Straße über Sant Josep auf der blauen Straße weiter bis zur Gegend um den Stern 5

Noch eine kleine pikante und nette Geschichte am Rande. Da ich vergessen hatte, bestimmte Wäscheteile mitzunehmen, wollte ich mir in Sant Jordi, der Stadt um die Ecke, einen BH kaufen. Nadia hatte mir am Vortag gezeigt, wo so ein Laden ist und ich steuerte ihn zielsicher an.

Sprachlich gab es ein Problem, die Verkäuferin konnte weder Deutsch noch Englisch, ich natürlich kein Spanisch. Wir bekamen es aber klar, was ich wollte, auch die Größe.

Sie suchte einige Möglichkeiten aus und zeigte mir wirklich schöne Teilchen. Aber: ich empfand das als kleine Zelte! Und als ich auf die Größe schaute schnappte ich nach Luft! Da hatte sie mir doch tatsächlich die Größe 105 rausgesucht! Sehe ich wirklich soooo aus? Ich war ja regelrecht entrüstet.

Beim Probieren meiner angeblichen Größe wunderte ich mich dann doch etwas wegen der Enge und kapierte plötzlich, warum die Verkäuferin so großzügig war! Auf einem Karton stand eine Tabelle mit Vergleichsgrößen. Die spanischen Größen sind anders bezeichnet als die deutschen! Und da war nun wieder die 100 die richtigere Richtung. Ein bissel peinlich wars mir dann schon, aber wir lachten herzlich und letztlich wurde ich auch fündig.

Am Abend hatten wir uns verabredet zum Sundowner bei Nadia. Das Problem: es gab keinen Sunset. Die Wolken verhinderten das. Dennoch genossen wir ein Glasl Wein auf der Terrasse, schwatzten und trotzten auch dem dann aufkommenden Regen.

Für mich ist hier sehr verblüffend, dass man das Gefühl hat, dass die Abende unendlich lang sind. Bei sommerlichen Temperaturen sind wir das eben nicht gewohnt, dass es bereits gegen halb 7 dunkel wird. Ich habe immer das Gefühl, dass es zwei, drei Stunden später ist als in Wirklichkeit. Gegen halb 10 zog ich dann los. Und es passierte zu allem Überfluss auch noch ein Malheur. Ich rutschte auf den glitschigen und nassen Treppen vor der Wohnung aus und rutschte etliche Stufen die Treppepppepppepp runter. Oh Mann, das tat schon tüchtig weh. Nur gut, dass ich meine Tasche halten musste und mich dadurch nicht noch aufgestützt habe. Aber selbst die Hand an der Mauer hatte mich nicht aufgefangen.

Ich werde wohl mit dicken blauen Flecken am Po und am Rücken rechnen müssen. Zumindest schmerzt es tüchtig und ich konnte nachts nicht auf der rechten Seite liegen.

Einen Vorteil hatte das Ganze. Ich war wieder komplett nüchtern. Musste ja das Auto noch die 300 m den Berg runter rollen lassen.

Abends regnete es dann noch sehr ausgiebig.

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.