Cova de Can Marcà

Sonntag, 4. November 2012 

Auf jedem Prospekt wird Werbung für die Cova de Can Marcà gemacht. Ich wollte dort auch unbedingt mal hin. Wann, das würde sich eben so ergeben.

Heute stand vordergründig jedoch ein anderes Vorhaben auf meinem Plan. In San Miquel de Balansat im Norden der Insel sollen immer sonntags abends an der Kirche ibizenkische Volkstänze aufgeführt werden. Deshalb zog es mich heute nun in diese Region.

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Über die ganze Insel bis in den Norden zu Stern 9

Vorerst fuhr ich jedoch über Santa Gertrudis de Fruitera nach Sant Mateo de D´Aubarca. Mein Ziel war die dortige Küste Cala D´Aubarca.

Auf dem Weg erfuhr ich jedoch erst einmal eine Lektion in Sachen spanische Lebensart.

Kurz vor Sant Gertrudis gabs eine Tankstelle. Sicherheitshalber wollt ich den Tank voll machen, damit ich nicht irgendwo in der Prärie plötzlich Benzinprobleme bekomme. Ich fahre ran, Tanken geht nicht. Das Spanisch an der Säule könnte eventuell heißen, dass ich erst bezahlen müsse und dann tanken. Na gut, ein anderer Kunde hatte das offensichtlich grad getan, kam mir entgegen und ging siegessicher zur Zapfsäule. Ich geh rein und will bezahlen. Da sagt doch der Verkäufer, dass das jetzt nicht gehe, es ist geschlossen. Siesta. Breakfast. – Und er entschwand in die hinteren Räume. Ich blieb völlig verstört zurück und ging unverrichteter Dinge wieder raus. Hmmmm, ich bin halt in Spanien.

Na gut, ich hatte ja noch mindestens ein Drittel des Tanks voll und mehr als 70 oder 80 km fahr ich heute sowieso nicht. Wie gesagt, die Insel ist ja überschaubar.

Auf dem Weg nach Sant Mateo hab ich dann endlich mal Orangenbäume zum Anfassen gesehen. Die sind hier wirklich selten. In Mallorca gibt’s an jeder Ecke die Orangenbäume, hier suchte ich sie bisher fast vergeblich. Und wenn, dann sind in privaten Gärten gewesen. Auch heute alle Bäume eingezäunt. Plötzlich kein Zaun!

Für schöne Fotos hat es dann gereicht, aber reife Früchte gabs leider nicht.

Orangen

In Sant Mateo fand ich schnell den Weg. Es war sogar eine geteerte Straße! Allerdings war der nächste Wegweiser zur Cala D´Aubarca dann so komisch „entwurzelt“, dass ich erst einmal skeptisch weiterfuhr.

Plötzlich ein Schild „Sa Cova“ auf einem Weinfass. Ist das nicht sogar….? Ich schaute schnell im Reiseführer nach.

Klar, DAS Weingut Ibizas. Es hat eine recht junge Anbautradition und profitiert von den tonhaltigen Böden. Es wird beschrieben, dass es dort zwar keine hochklassigen, aber ehrlichen Weine gibt – was auch immer ehrlicher Wein bedeuten möge 😉

Juan Bonet Riera hat das Gut einst aufgebaut, Tochter Sara und Schwiegersohn Eugenio wurden vom Weinvirus infiziert und produzieren jährlich etwa 20.000 Flaschen Wein. Weinproben werden dort auch angeboten. Tja, aber sonntags scheint dort in der Nebensaison eben auch Sonntag zu sein. Kein Mensch zu sehen, ich spaziere fast im Haus umher. Dann kam offensichtlich der Meister persönlich und bedeutete mir auf Spanisch, dass heute nix los sei – das hatte ich ja bereits bemerkt. Aber manana, morgen, um 11 Uhr – er nahm die Finger zu Hilfe – dann ist offen. Schade, ich hätt so gern ein Flascherl zum Kosten gekauft, aber wir verstanden uns leider nicht.

Weingut Sa Cova

Weingut Sa Cova

Weingut Sa Cova

Weingut Sa Cova - Blick von der Terrasse oben

Blick vom Weingut in die Ebene

Ich fuhr zurück und sah dann doch tatsächlich mal Tiere auf der Weide!

Schafe auf der Weide

Ich nahm dann den Weg des „entwurzelten“ Wegweisers und fuhr wieder mal Schotterpiste. An der wirklich schmalsten Stelle des Weges kam mir diesmal doch tatsächlich ein Auto entgegen. Aber ganz Gentlemen fuhr der Fahrer ein paar Meter zurück. Gut, ich hätte schon ein ganzes Stück mehr zurück fahren müssen.

Irgendwann war Schluss, ein paar Autos parkten auf einem kleinen Waldparkplatz hoch oben auf dem Felsen. Der weitere Weg war unpassierbar für ein Auto, völlig ausgespült und sehr, sehr zerklüftet. Ich machte mich also zu Fuß weiter, genoss die schönen Aussichten, achtete sehr, dass ich nicht stolperte oder weg rutschte und spazierte so ca. eine halbe Stunde durch die Serpentinen des Waldes. Ich kam dem Strand auch immer näher, aber hatte das Gefühl, dass es wohl noch ewig so gehen müsse. Ein junges spanisches Pärchen, dem ich bereits am Anfang der Abfahrt zur Küste begegnet bin, rauschte an mir vorbei – die hatten wohl Jagdwurst zum Frühstück gefuttert – sonst war ich allein. Allerdings gab es immer wieder superschöne Ausblicke, manchmal gaben die Bäume auch so viel Blick frei, dass ich fotografieren konnte.

Cala D´Albarca

Weg abwärts zur Cala D´Albarca

Cala D´Albarca

Cala D´Albarca

Irgendwann wurde mir jedoch auch klar, dass ich diesen Wahnsinns-Abstieg auch wieder hoch müsse und der Weg hatte noch immer kein Ende. Außerdem kamen irgendwelche ziemlich lauten Tierlaute aus dem Wald, es war schon ein bissel unheimlich. Ich hatte vielleicht reichlich die Hälfte des Weges hinter mir, ging dann aber doch sicherheitshalber wieder zurück. Der Aufstieg war recht beschwerlich, oben war ich völlig durchgeschwitzt.

Pflanzen am Wegesrand

Auf den letzten Metern kam mir dann ein Auto entgegen, aber der junge Spanier fuhr freiwillig wieder zurück. Er hätte zwar ein passendes Auto und eigentlich wollte er ja. Wir scherzten noch ein bisserl in Englisch. Aber ich glaube nicht, dass er seine Entscheidung anschließend beim Runtergehen bereute.

Die Rückfahrt bis zur normalen Straße verlief unspektakulär, auch ohne weitere Fahrzeuge, die entgegen kamen.

Richtung San Miquel fuhr ich durch eine wunderschöne Gegend. Es war auch wieder einsam auf den Straßen – ich musste jedoch dennoch sehr aufpassen, da es zum Teil riesige Schlaglöcher auf der Straße gab.

Plötzlich ein toller Anblick: Mandelbäume auf einer weiß blühenden Wiese! Ich hatte diese kleinen weißen Blumen heute schon oft gesehen, aber hier wirkte das alles richtig zauberhaft.

Mandelbäume

Mandelbäume

Ein Stück weiter dann wieder eine Abfahrt nach Es Portitxol. Da könnt ich ja auch noch mal schauen… Es war dann eine wunderschöne Fahrt ganz weit hoch mit Haarnadelkurven und schönen Ausblicken. Am Ende dann wieder ein Parkplatz – und der erhoffte Schotterweg runter zur Küste war gesperrt! Warum denn das? Soo schlimm sieht der doch gar nicht aus! Beim Runterlaufen dann aber die Klarheit: der Weg war derartig ausgespült, da wär nicht mal ein Geländewagen durch gekommen!

Offensichtlich war dieser Weg wieder ewig weit. Er nahm kaum ein Ende und ich nutzte einfach einen Punkt mit wunderbarer Aussicht und picknickte dort, um danach wieder zurück zu gehen.

Cala Portitxol

Cala Portitxol

Auf dem Rückweg wieder Kontakte zu anderen. Jeder will natürlich wissen, wie weit es wohl ist. Ein spanisches Paar, der Mann konnte gut englisch, fand meine Idee mit dem Aussichtspunkt gut und sie wollten es ebenso machen.

Sant Miquel war ein Ort hoch oben in den Bergen, mit schöner Aussicht. Die vier Kilometer bis zum Hafen ging es herrlich bergab und dort war ich erst mal wieder verblüfft, als ich den Blick aufs Meer sah. Gut, das konnte ich noch später genießen, nun war ich so nahe an der Höhle, dass ich natürlich hin wollte. Hatte aber nur noch weniger als zwei Stunden Öffnungszeit vor mir. Dafür muss ich erst mal die ganze Sache erkunden.

Hafen von San Miguel

Alles war gut ausgeschildert, ich musste erst mal sehr hoch fahren und die angeblichen 500 m bis zum Parkplatz erschienen mir wie die mindestens dreifache Länge. So kann man natürlich die Touris im Sommer auch gut locken, in Ermangelung von Parkplätzen dann doch lieber mal zu laufen.

Am Eingang waren nur wenige Leute, aber die nächste Führung ging in zehn Minuten. Der Guide scherzte ein bissel, dass die nur in Spanisch sei, oder eventuell noch in Katalan, aber doch nicht in Deutsch! „Natürlich führe ich Sie in Deutsch“, kam dann schnell, als er mein resigniertes Gesicht sah. Wir waren nur zu dritt, ein junges spanisches Paar und ich – das ist immer sehr vorteilhaft und man kann dann auch selbst fragen.

10 Euro Eintritt fand ich zwar recht heftig, auch weil im Reiseführer bereits 8,50 Euro als hoch bezeichnet wurden, aber es schien korrekt zu sein.

Schon der Weg runter zum Eingang der Höhle war grandios. Dieser Blick auf die Hafenbucht, die Felsen, Inseln, aber auch die Treppen am Felsen entlang!

Hafenbucht von Sant Miguel

Hafenbucht von Sant Miguel

Weg zum Eingang zur Höhle  Weg zum Eingang zur Höhle

Weg zum Eingang zur Höhle  Weg zum Eingang zur Höhle

Die Höhle wurde in den Dreißiger- bis Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts von Schmugglern entdeckt und als Lager für Tabak- und Schnapswaren genutzt. Dabei haben sie von der See aus einen Gang in die Höhle gehabt und es gab sogar einen 40 m langen Fluchtweg, falls die Polizei mal irgendwas wittert. Den konnte man jedoch nur entlang robben.

Ansonsten hat die Höhle eine 100.000 Jahre alte geologische Geschichte, ist ca. 8.500 m² groß und hat eine Temperatur von 16-22°C, je nach Jahreszeit. Da das alles Felsengestein ist, ist die Höhle relativ warm und schwankt auch in der Temperatur. Ich habe mich bei allen Erklärungen gefragt, wie die ganzen Tropfsteine entstanden sein könnten, da es kaum Feuchtigkeit von oben gibt. Für die Besichtigungen hat man eher die früheren Verhältnisse hergestellt und künstliche kleine „Seen“ eingebaut, die wohl in der Entstehungsgeschichte auch da gewesen sein sollen. Man sieht das auch an den wellenförmigen Böden und an natürlichen Wasserbecken, die alle immer rund sind. An einer Stelle hat man sogar fluoreszierendes Wasser eingefüllt. Man glaubt kaum, dass dort wirklich Wasser in den Becken ist.

Cova de Can Marcà

Cova de Can Marcà

Cova de Can Marcà

Cova de Can Marcà

Cova de Can Marcà

Allerdings schummelte man architektonisch dann doch ein bissel. Die Stalakniten hat man gut in die Seen „komponiert“. Damits eben schön aussieht. Aber eine Stalaknite gibt’s immer nur an der Stelle, wo es auch von oben Stalaktiten gibt – und die suchte man an manchen Stellen vergeblich.  😉

Sehr beeindruckt hat mich ein (künstlicher) Wasserfall, der bei Musik und farbigen Licht wunderschön wirkte. Das Besondere war jedoch, als ein Stroboskop eingeschaltet wurde, wie die einzelnen Tropfen in diesem Moment zu sehen waren.

Cova de Can Marcà - Wasserfall  Cova de Can Marcà - Wasserfall

 

Cova de Can Marcà - Wasserfall mit Stroboskop

Am Ende genoss ich noch etwas die schöne Aussicht und einen Kaffee, schrieb noch ein paar Postkarten und schwatzte mit dem Guide.

Aussicht

Auf dem Rückweg stürmte es tüchtig und fing sogar an zu regnen. Ich fuhr zwar noch hoch zur Kirche in Sant Miquel, aber ich konnte mir kaum vorstellen, dass eine halbe Stunde später die Tänze anfangen würden. Es war im Reiseführer auch nur bis Oktober ausgeschrieben.

Um die Kirche herum war alles auf einen gewissen Maria Villangómez Llobet ausgerichtet. Bibliothek, Museum, Bronzeplastik. Er war wohl eine Art „Regierungschef“ der beiden Inseln Ibiza und Formentera – El Consell Insular. Er lebte von 1913 bis 2002 und wird hier offenbar sehr verehrt.

Maria Villangómez Llobet  Kirche von Sant Miguel

Kirche von Sant Miguel

Ich fuhr dann zurück, um noch bei Helligkeit in der Finca anzukommen.

Am Abend genoss ich ein Gläschen Wein und schrieb meine Geschichte auf.

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