Magischer Zauber der D´es Vedra

Montag, 5. November 2012 

Nach den wundervollen Erlebnissen hier auf der Insel dachte ich eigentlich, es gäbe gar keine Steigerungsmöglichkeit mehr. Aber heute kam der Zauber der Insel mit aller Wucht auf mich zu und faszinierte mich völlig.

Als heute Morgen die Sonne an meine Fensterscheibe klopfte und ich dann wie jeden Morgen meine Runde im Pool schwamm, dachte ich so, dass es endlich Zeit sei, nun auch mal nach Cala d´Hort im Südwesten der Insel zu fahren. Eigentlich wollten wir vorige Woche bereits zum Sundowner dorthin; der fiel jedoch aus.

Ich frühstückte in Ruhe, plante meine Tour und packte meine Sachen.

Von Nadia hatte ich erfahren, dass es in Ibiza üblich sei, an den Tankstellen zuerst zu bezahlen und dann zu tanken. Nur eine Tanke gabs kurz vorm Flughafen, die nach Absprache auch eine Ausnahme machte – vor allem für die Volltanker, die ihr Auto gleich danach abgeben mussten. Das lag ja an meiner Strecke. Ich also hin, wollte eigentlich für 20 Euro tanken, aber der Tankwart zog mir schon mal gleich den ersten Zahn. Super ist aus, wenn, dann müsste ich 98er Super tanken. Und gern darf ich auch volltanken und danach bezahlen. Na gut, dann mal los! Zwischenzeitlich merkte ich, dass dies eine ziemlich raffinierte Methode ist, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen! Super kostete 1,40 €, das teure Super 1,51 €! Irgendwie war´s mir dann aber leid, wegen der 3 Euro zu feilschen und ich tankte eben voll. 30 Liter auf runde 500 km, die ich bereits gefahren bin; damit kann ich gut leben.

Mit vollem Tank und gut gelaunt ging ich nun auf die Route. Bevor ich jedoch zu meinem endgültigen Ziel kam, wollte ich die ganzen Buchten davor im Süden der Insel noch anschauen. Die versprachen schöne Aussichten.

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Ich fuhr am Flughafen vorbei, wieder die grün markierte Straße am Punkt 1 vorbei, dann links davon die grüne Straße wieder ab und  über kleinere Wege zur Bucht. Weiter auf der grün markierten Straße bis Stern 6, davor aber Abwege zum Cap d´es Jueu. Weiter in Richtung Norden an den Stränden um Punkt 1 und zuletzt auf den Sa Talaia – Stern 7

Das erste Ziel war die Cala d´es Xarcu. Dieser Strand war der Anfang einer großen Bucht und ich wollte sie einfach mal sehen. Ich folgte wieder mal meiner Intuition, manchmal gabs auch einen vagen Wegweiser, aber ich fand letztendlich die Küste nach einer schönen Fahrt wieder mal ganz allein auf schönen Straßen, die im letzten Stück an offensichtlich sehr edlen Fincas vorbeiging. Die beginnende Schotterpiste sehr steil runter machte mich erst mal skeptisch. Vorsichtshalber ließ ich vorerst das Auto stehen. Ich! Irgendwie kannte ich mich in dem Moment gar nicht. Aber die Abfahrt war mir etwas unheimlich.

Blick auf die Cala d´es Xarcu

Ich lief erst einmal ein Stück, schmuggelte mich in einen Privatweg rein, um die beste Aussicht zu bekommen und merkte aber bald, dass die Straße befahrbar ist – zumal mir ein älteres Ehepaar mit dem Auto entgegen kam. Also wenn die sich trauen, dann ich doch schon lange! Der Weg führte direkt an den Strand – die Aussicht auf die Bucht war superschön – und beim Weiterfahren merkte ich, dass ich nicht mal zurück musste. Der Weg führte wieder auf die Straße.

Blick auf die Cala d´es Xarcu

Blick auf die Cala d´es Xarcu

Ein Loch im Felsen!

mein Auto in der Einöde…

Ehrlich! Die Wege sind schon romantisch!

hier auch!

Ich fuhr einfach der Nase nach, genoss die herrlichsten Aussichten und kam irgendwann wieder auf meine „richtige“ Straße, die mich nach Cala d´Hort führen sollte.

Aussichten über die Insel

Einfach schön!

Einen Abzweig dorthin verpasste ich grade mal. Aber den merke ich mir und fahre einfach mal weiter. Es hat immer einen Sinn, wenn so etwas passiert.

Ich sollte nicht enttäuscht werden. Ich kam nach Es Cubells. Wieder mal so ein Sommer-Touri-Ort. Wunderschön gelegen, schon die Einfahrt in den Ort war toll angelegt. Aber es war (fast) alles zu. Nur eine einzige Bar hatte noch offen, wie in allen Orten hier auf der Insel genau die gegenüber der Kirche. Als ich jedoch an die Küste kam, war ich überwältigt von der Aussicht.

Einfahrt nach Es Cubells

Es Cubells

Blick nach links

und nach rechts auf die Straße zum Cap Llendrisco

Neugierig machte mich eine Straße rechter Hand ans Ende bis zum Cap Llendrisca.  Leider versperrte mir eine Baustelle die Weiterfahrt. So richtig fand ich auch keine Lösung, doch noch an den Ort meiner Begehrlichkeit zu kommen. Dafür gabs noch schönere, noch großartigere und faszinierendere Ausblicke.  So etwas hatte Ibiza zu bieten? Nie im Leben hätt ich das erwartet!

Traumhafte Aussichten

Mein Auto schaut auch in die Ferne!

Schöne Aussicht!

Ich fuhr zurück zu meiner Abfahrt nach Cala d´Hort. Nun sollte es dieser besondere Ort dieser Insel werden.

Auf der wunderschönen Strecke quer durch das Cap Llendrisca konnte ich nach links noch die Blicke erhaschen, die mich bereits in Es Cubells so beeindruckt haben. Aber ich erhielt auch die ersten Eindrücke von der Insel d´es Vedra. Beeindruckend erhob sich dieses felsige Zaubereiland 382 m über dem Horizont.

Der erste Eindruck von D´es Vedra

Aber: es gab da doch auch wieder mal ein Torre, das Torre de Pirata. Gab´s da wohl einen Weg? Ich bog kurzerhand an einer Einfahrt einfach links ab und fuhr wieder mal Schotterpiste. Ich kam der Küste immer näher und landete an einer Stelle, die einen Traumblick auf die beiden Inseln d´es Vedra und d´es Vedranell frei gab. Die nächsten Meter waren mir dann doch etwas riskant, der Boden war zu sehr ausgespült und ich parkte mein Auto. Mitten in der Einöde, mitten auf dem Felsen vor den Inseln, mitten zwischen Sträuchern. Nach etwa 150 m stand ich an der Felsenküste. Vor mir ein Abgrund, die Inseln, nur das rauschende Meer und die Sonne. Über mir der Torre del Pirata. Ich musste erst mal tief Luft holen.

Der Weg in die Einöde

Illa d´es Vedra

Illa d´es Vedra und d´es Vedranell

Es gibt viele Legenden um die Inseln. Die eine sagt, dass auf der Insel d´es Vedra einst ein Riese hauste. Einmal brachte er zwei Brüder in seine Gewalt, die auf Rat einer Heilerin auf die Insel gekommen waren, um für ihren erkrankten Vater Meerfenchel zu holen. Einen der Männer hielt der Reise gefangen, den anderen zwang er, täglich riesige Mengen an Tintenfisch herbeizuschaffen, um seinen ebenso riesigen Appetit zu stillen. Falls nicht, würde er den Bruder verspeisen. D kam dem Fischfänger eines Tages eine List in den Sinn: Er verstekcte Seeigel in den Tintenfischen. Als sich der Riese nach dem Mahl in Bauchkrämpfen wand, gelang den Brüdern die glückliche Flucht, umd ihrem Vater brachten sie den rettenden Meerfenchel mit. – Was letztendlich mit dem Riesen wurde, ist nicht überliefert….

Illa d´es Vedra und d´es Vedranell

Blick nach links, oben zum Torre de Pirata

Eine andere Botschaft geben die Inseln jedem Betrachter mit: sie verströmen eine besondere Art von Energie. Ich selbst konnte dies irgendwie spüren. Ich verbrachte lange Zeit an diesem Ort, wanderte an der Steilküste entlang, genoss die Ansichten der Inseln und ließ mich total gefangen nehmen. Ich hatte das Gefühl, ganz tief bei mir zu sein, ruhig und entspannt. Ich saß dann noch eine lange Zeit in der Sonne, genoss mein Picknick und die Atmosphäre. Es war total ruhig. Nur das Rauschen des Meeres weit unter mir und das Klatschen der Wellen an den Fels hingen als Geräusche in der Luft.

Illa d´es Vedra und d´es Vedranell

Schweren Herzens verabschiedete ich mich von dieser Stelle und fuhr weiter. Ich hoffte, irgendwo wieder an eine normale Straße zu kommen, ohne den ganzen Weg zurückfahren zu müssen.

Bei einigen ziemlich verwaisten Fincas traf ich einen jungen Mann und fragte ihn nach dem weiteren Weg. Aber es war hier das Ende. Wir hatten wieder mal keine gemeinsame Sprache, sein Englisch war sehr, sehr gering. Dennoch verstand ich, dass er jedes Jahr für einige Zeit hierher kam, meditierte und die Energie dieses Ortes auffing. Rank – wenn ich mich recht an den Namen erinnere – begleitete mich ein Stück und zeigte mir wundervolle Aussichten auf die Felsen und die weitere Küste. Er erzählte mir, als wir Feuer schnupperten, dass unter uns an der Küste eine Höhle existiert, in der Hippies wohnen und diese wohl grillen.

Blick in Richtung Cala d´Hort

Illa d´es Vedra und d´es Vedranell

Es war eine kurzweilige und herzliche Begegnung. Er beteuerte mir, dass ich viel Energie besitze. Ja, vielleicht war es am heutigen Tag dieser Felsen…

Diese Begegnung hat mich ziemlich lange noch bewegt. Vielleicht auch die durchaus nicht zu unterschätzende Gefährlichkeit, sich an solch einem einsamen Ort auf eine Begegnung mit einem Fremden einzulassen. Aber hier habe ich auf meine Klarheit und auch Energie vertraut – und ich wurde nicht enttäuscht.

Meine weitere Fahrt war dann doch noch recht unspektakulär und ich fand sogar einen alternativen Weg, der recht schnell wieder auf die richtige Straße führte. Intuition eben.

Direkt am Strand von Cala d´Hort spürte ich noch einmal die volle Magie der Felsen – diesmal wieder aus einem anderen Blickwinkel. Das Restaurant direkt an der Küste ist sicher das ganze Jahr offen und bietet sich auch den Wintergästen an. Bei einem Latte Macchiato jedenfalls genoss ich die starken Wellen, die Palmen am Strand und den Blick auf die beiden Inseln.

Illa d´es Vedra und d´es Vedranell

Von dort oben kam ich….  Illa d´es Vedra und d´es Vedranell

Illa d´es Vedra und d´es Vedranell

Es war noch Zeit, bis zum Sonnenuntergang hatte ich noch zwei Stunden. Aufziehende Wolken versprachen keinen spektakulären Sunset, also konnte ich auch getrost weiterfahren.

Die Straße wieder hinauf war etwas beschwerlich, immerhin waren 15% Steigung zu überwinden!

An der Westküste sollten noch ein paar sehr schöne Küstenabschnitte sein, ich fuhr einfach drauflos.

Als erstes kam ich an die Cala Vedella. Ein verschlafener kleiner Ort mit einer Traumkulisse mit Schiffen in der Bucht und herrlichen Felsen. Im Sommer rockt hier sicher die High Society, Manolito schenkt in seiner Bar La Cueva die schicksten Getränke aus und am Ice Cream Point gibt’s die leckersten Eissorten. Jetzt liegt alles verwaist und geschlossen am Strand.

Cala Vedella  Cala Vedella

Cala Vedella

Bars am Strand

Ich liebe solche Piktogramme! ;-)

Ich sah auf der gegenüberliegenden Seite eine schöne Straße an der Bucht entlang – die muss ich doch glatt mal fahren! Aber meine erste Intuition schlug fehl. Ich landete an einem Zaun. Wie kommt man aber sonst an diese Straße ran? Ich versuchte es über den Strand. Eine Schotterstraße direkt zwischen dem Sandstrand und den Strandbars vorbei ging plötzlich über in eine hervorragend geteerte Straße, die genau die war, die ich suchte. Spanische Lebensart eben! Man muss es eben einfach so nehmen wie es ist.

Von der Straße aus gab es wieder mal wundervolle Ausblicke zurück in die Bucht und an der Küste entlang.

Cala Vedella

Cala Vedella

Der weitere Weg versprach noch einige Serpentinen, also suchte ich mir das nächste Ziel: die Cala Moli. Die Straße gab schöne Aussichten frei, wechselte aber ständig zwischen super glatter geteerter neuer Straße und kaputter Stücken mit vielen Schlaglöchern. Vorsicht war dauernd angesagt, aber mehr als 30 oder 40 konnte man bei den Kurven eh nicht fahren.

Cala Moli war eine klitzekleine unspektakuläre Bucht. So langsam meldete sich bei mir der Hunger und ich nutzte diesen Ort, um noch einiges von meinem Obst zu essen.

Schöne Aussicht!

Cala Moli

Auf der Rückfahrt über Sant Josep de sa Talaia sah ich plötzlich ein Schild, was meine komplette Aufmerksamkeit auf sich zog. „Cami sa Talaia“ mit dem Zeichen eines Fotoapparates. Sollte das etwa die Auffahrt zum Sa Talaia, dem höchsten Berg der Insel sein? 476 m erhebt er sich über die Insel und ist durch die oben aufgesetzten Antennen weithin zu sehen. Die Aussichten sollen spektakulär sein! Kann man da wirklich mit dem Auto hoch fahren? Es soll wohl eine Piste geben, die für Radfahrer ausgerichtet ist. Ich spaßte im Vorfeld des Urlaubs noch, dass ich ja diese Strecke auch ein Radl hochschieben könne. 4,5 km ist machbar. Ich wollte es wissen! Der Einstieg war gut ausgeschildert, ich rauf auf die Schotterpiste. Leider war es mittlerweile kurz nach 17.00 Uhr, weiniger als eine Stunde später ist Sonnenuntergang. Wie viel Zeit blieb mir?

Die Fahrt nach oben war autotechnisch keine Herausforderung. Es gab nur zwei Stellen, bei denen ich genauer fahren musste, da es einige Ausspülungen gab. Allerdings war ich eben wieder an dem Punkt, dass ich allein solch eine Strecke bewältige, einen Weg zwischen Fels und Abgrund, oftmals extrem schmal, keine Chance für zwei Autos, die sich ggf. begegnen könnten. Aber ich war wie immer mutig und ich vertraute auf meine Eingebung.

Zwischendrin immer wieder schöne Aussichten, aber ich fuhr einfach durch, weil ich nicht wusste, wie lange ich brauche. Am Ende ging es 20 Minuten bergauf und ich kam an den Antennenmasten an. Spektakuläre Aussicht? Fehlanzeige! Wald rundum!

Antennenmasten auf den Sa Talaia

Ein paar Meter weiter jedoch der Knaller! Ich konnte fast bis in die Finca sehen! Plötzlich lagen da die Salinas vor mir, das Cap de Falco, was ich eine Woche vorher hochgeklettert war, um den Sunset zu beobachten, aber auch Formentera. Ich konnte regelrecht drauf schauen!

Blick in den Süden Ibizas

Die Salinas und das Cap de Falcó

ganz hinten Formentera

Leider war es mittlerweile 17:40 Uhr, es war ziemlich bedeckt, nur an manchen Stellen leuchtete der Himmel rötlich und zum Fotografieren war´s einfach schon zu diesig und dämmrig. Ich wollte auch noch bei Helligkeit runter. Also ging die Fahrt wieder abwärts. Nach ca. einem Kilometer kamen mir zwei Radfahrer keuchend und schwitzend entgegen. Ich hätt ihnen so gern geholfen, aber dieses Erlebnis des Bezwingens des Berges konnte ich ihnen kurz vor dem Ziel nun auch nicht nehmen. Allerdings ist sicher der Abgang im ziemlichen Dunkeln nicht so prickelnd.

Die Rücktour ging schneller als gedacht. Wenn das Wetter einigermaßen mitspielt, werde ich diese Tour sicher noch mal machen. Zu verlockend ist die Aussicht auf weitere Fotos.

Bald kam ich in Sant Josep an, fuhr bis Sant Jordi um noch schnell einige Dinge im Supermercadena einzukaufen. Mein ganz besonderes Augenmerk galt aber diesen besonderen Räucherstäbchen, die so einen wunderbaren Duft verströmen und die Mücken vertreiben. Ich wurde fündig und genoss dann den ganzen Abend lang dieses Aroma.

Nach so einem Tag frage ich mich natürlich, was kommt nun noch? Der Norden der Insel mit Portinatx ist noch ein Ziel – und Eivissa. Diese Burg in der Hauptstadt der Insel fasziniert mich. Vielleicht schaff ichs auch noch einmal, in die Tappas-Bar zu gehen.

Der Chef meiner Finca bemerkte gestern scherzhaft, dass ich wohl schon viel mehr von der Insel kenne als er. Vier Tage bleiben mir noch, ich bin optimistisch!

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